Sonntag, 6. Mai 2007

verregneter Sonntag - Zeit für Computer


Sonntag – wieder bis 13.00h geschlafen, aber schon heute morgen habe ich festgestellt, das es „Hunde und Katzen“ regnet – also wirklich wie aus Eimern. Da hab ich mir mal gedacht, den Tag lasse ich ganz ruhig angehen. Zeit, um Wäsche zu waschen, ein paar Fotos zu sortieren, mit Leuten im Hostel quatschen… und so weiter.

Gestern Morgen war ich mir ja noch nicht sicher, was der Tag so bringt. Ich hab mich zunächst mit Siggi getroffen – in Shibuya vor dem Starbucks an der großen Kreuzung. Diese Kreuzung ist wirklich interessant, denn während einer Rotphase für Fußgänger sammeln sich auf allen Seiten der Kreuzung Menschenmassen an, die dann bei „grün“ (und es wird für alle Fußgänger gleichzeitig grün) wie in einer großen Schlacht aufeinander zu laufen. Ich hab das mal versucht festzuhalten, naja, es wirkt nicht ganz so imposant, aber ich denke man kann einen Eindruck davon bekommen.

Siggi war übrigens nur zufällig ein paar Tage in Tokyo, da sie von hier am Sonntag, also heute, wieder zurück nach Beijing fliegt. Urlaub im Westen von Japan stand auf ihrem Plan. Aber ist schon irgendwie lustig, wenn man um die halbe Welt reist und sich dann mehr oder weniger zufällig trifft – also schnell ein Käffchen getrunken, gequatscht, ein Foto geschossen und jeder geht weiter seinen Weg um die Welt.

Mein Ziel war ja weiterhin das aufspüren der Citibank-Filliale in Shibuya, da ich dort kostenlos und rund um die Uhr Geld abheben kann. Das gestaltet sich sonst nämlich wirklich sehr schwierig, da fast alle Geldautomaten in der Tat nur japanische Bankkarten akzeptieren. Nur bei der Post funktionieren auch unsere Karten, aber die Geldautomaten bei der Post sind nur während den normalen Fillialöffnungszeiten zugänglilch. Also schon mal nicht während der Goldenen Woche und erst recht nicht am Wochenende. Ich bin also ein wenig durch die Strassen geirrt und habe mir Leute und Gebäude, Spielhallen und anderes angeschaut, bis ich dann endlich irgendwo das ersehnte blaue Schild der Bank gefunden hatte. Jetzt gab es Geld, und jetzt konnte ich endlich Frühstück kaufen – es war ja schon 16.00h, also hing mein Magen schon bis auf die Füße runter. Also wieder etwas Neues probiert, ich weiß nicht was es war, aber es war süß, sah aus wie eine Dampfnudel und schmeckte köstlich. Frisch gestärkt habe ich mich dann auf den Weg nach Zushi gemacht. Das liegt süd-westlich von Tokyo, etwas hinter Yokohama, direkt am Strand. Zugfahrt dorthin kostet 890 Yen, also nicht die Welt, und dauert ca. 90 Minuten. Als dann an einem Bahnhof vor meinem Ziel eine längere Durchsage kam, und am nächsten Bahnhof alle den Zug verlassen haben hatte ich schon eine gewisse Vorahnung, dass hier irgendwas unregelmäßig läuft. Ich studierte noch mal die Zugroute, wie sie im Zug aushing, als mich eine ältere Frau auf englisch informierte, dass dieser Zug hier stoppt und alle auf einem anderen Gleis in einen anderen Zug steigen, der dann weiter fährt. Glück gehabt. Also ging es auf einem anderen Gleis weiter nach Zushi. In Tokyo wäre die Durchsage im Zug sicherlich auch auf englisch gewesen, aber etwas außerhalb gibt es fast nur noch japanische Schriftzeichen und Informationen in Japanisch.

Angekommen in Zushi hab ich versucht anhand einer Karte den Weg zum Strand rauszufinden. Gar nicht so einfach, wenn wieder alles nur in Japanisch ist – und obendrein die Karten nie nach Norden ausgerichtet sind, sondern so gedreht wurden, das sie auf die aktuelle Position ausgerichtet sind – also schaue ich gerade aus, ist dies auf der Karte oben. 15 Minuten später war ich dann am Strand, obwohl mich auf dem Weg dahin öfter Zweifel packten, ob es wirklich die richtige Richtung war. Es war mittlerweile 18 Uhr und das bedeutet, es wird langsam schon Dunkel. Nichts desto trotz, am Strand wimmelt es nur so von Surfern, es gab auch den richtigen Wind dafür. Um jetzt die Grillparty zu finden lief ich einfach mal den Strand endlang und fand den Platz dann auch in der Nähe einer Unterführung. Es stellte sich heraus, das es fast alles Amerikaner waren, die auf einem Schiff in der Nähe stationiert sind. Also „Navy-Guys“. Es gab amerikanisches Bier (eingeflogen, kalt, im Fass) sowie Steaks und Burger – sogar der Ketchup und die eingelegten Gurken waren importiert von der Army. Schon irre, was die für einen Aufwand zum Grillen betreiben.

Man hatte dann noch ein paar Holz-Paletten angeschleppt, um damit ein „kleines“ Lagerfeuer zu entfachen. Was die Navy-Jungs unter einem kleinen Feuer verstehen kann man auf den Bildern hier ja ganz gut sehen. Zu drei Mann ein Loch in den Strand gebuddelt, Pappe, und Paletten rein, Brandbeschleuniger drauf und woooof – Lagerfeuer fertig. Es war eigentlich klar, dass hier bald entweder die Feuerwehr oder wenigstens die Polizei auftaucht. Nun, es hat gut und gerne 30 Minuten gedauert, bis dann erst zwei, dann vier, und plötzlich sechs uniformierte Polizisten für Ordnung sorgten. Ein so großes Feuer am Strand ginge ja nun wirklich nicht. Da die Amerikaner alle eine gewisse Immunität besitzen (Soldaten etc…) hab ich dann erstmal das Geschehen mit Abstand betrachtet… „Fahnenflucht“ – sozusagen J

Also, das Feuer musste gelöscht werden, und es durfte nur im Grill weiter gezündelt werden. Also wurden die verbleibenden Paletten kleingehackt und der Grill stand in Flammen – wieder übertrieben, aber ok. Die Steaks, die Burger und das Bier waren lecker, und es wollte niemand Geld von mir dafür haben – „it’s not been payd by u seither“ war die einzige Antwort, die ich bekam…

Da die letzten Züge hier ja vor Mitternacht am Zielort angekommen sein müssen bin ich so gegen 22.00h wieder zurück gefahren, hab mich auf dem Weg im Zug noch sehr intensiv mit einem Japaner über die Sprache, die Kulturen, seinen Besuch in Deutschland, Schriftzeichen und vieles mehr unterhalten. Gegen Mitternacht war ich wieder im Hotel. Jetzt ist es schon fast 16.00h, meine Wäsche ist sauber und trocken, ich werde noch mal ein schönes heisses Bad nehmen und mich dann später in Akihabara, dem Elektronikviertel, mit ein paar Freunden treffen und dort die Gegend unsicher machen.

Bis später

Chris

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